_Entwicklung der Mediennutzung in der Schweiz von 1996 bis 2000

Ganze Studie

Entwicklung der Mediennutzung in der Schweiz von 1996-2000

 

Einleitung

 

Entwicklung der Mediennutzung in der Schweiz von
1996 bis 2000

Max Müller

Die Forschungssituation in der viersprachigen Schweiz ist komplizierter als in Deutschland oder Österreich. Zwar misst die WEMF (MACH Basic) seit 1963 die Printmediennutzung, und der SRG-Forschungsdienst (heute: MEDIAPULSE seit 1975) mit der Medienstudie (MS) die Radionutzung (ab 2001 mit dem Radiocontrol System (RC)) und seit 1986 mit dem Telecontrol System (TC) die Fernsehnutzung. Auch wird seit der Gründung des ersten eigenständigen Journalistischen Seminars in Zürich im Jahre 1969 (heute: Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich, IPMZ) hoch stehende akademisch ausgerichtete Medienforschung betrieben und sind mit der Expansion des Faches weitere 11 akademische Institutionen an Universitäten und Hochschulen dazugekommen (vgl. dazu Probst und Lepor 2007). Doch die verschiedenen traditionell erarbeiteten Mediennutzungsstudien und die föderalistische Struktur des Landes verhindern bis heute eine systematische Untersuchung der bestehenden Langzeituntersuchungen auf die Entwicklung der Mediennutzung in der Schweiz mit den bestehenden Langzeituntersuchungen (MACH, MS, RC, TC), wie es zum Beispiel in Deutschland mit den Aktivitäten des MLFZ getan wird.

Die Daten der institutionalisierten Erhebungen und Messungen zur Mediennutzung in der Schweiz werden regelmäßig von den verantwortlichen  Instituten veröffentlicht. Im Mittelpunkt der angewandten(1) Publikums- oder Medienforschung steht die vergleichende und absolute Erhebung der Nutzungshäufigkeit der verschiedenen Medien; die Frage der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung speziell der tagesaktuellen Medien - Fernsehen, Radio, Zeitung und den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere dem Internet; wobei die Aspekte Informations- vs.- Unterhaltungsfunktionen, medienbezogenen Themenpräferenzen, sowie die Zufriedenheit mit den Medien ermittelt werden (Bonfadelli 2005).

Ausschnitte dieser Daten werden verschiedentlich auch für Sekundäranalysen genutzt, um spezifische medienwissenschaftliche Fragestellungen zu analysieren. Ein Bereich ergründet das Medienverhalten und die Nutzungsmotive bestimmter soziodemografischer Nutzergruppen. Zu nennen wären beispielsweise empirische Untersuchungen zum Stellenwert der Medien im Leben der Kinder und Jugendlichen (Süss et al. 1998; Bonfadelli 1992; Saxer/ Bonfadelli und Hättenschwiler 1980; oder die Altersgruppe Senioren (Hättenschwiler 1992; Aregger 1992). Insbesondere werden auch die Wechselbeziehung zwischen der Mediennutzung respektive verändertem Medienangebot und sozialen Wandel erforscht (Marr 2005; Anker 1995; Meier/ Bonfadelli und Schanne 1993).

Gleichwohl stammen die letzten großen Sekundäranalysen zur Entwicklung der Mediennutzung in der Schweiz bezogen auf die Radioforschung (MS) aus den frühen neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts (Anker 1995; Saxer 1989; Hättenschwiler 1990). Die Gründe liegen in der Art der Datenspeicherungen (nicht digitalisierte Daten oder Dateien in Sonderformaten) und in der unübersichtliche Vielzahl von Studienvariablen in variierenden dreisprachigen Studiendesigns, die Analysen ohne großen Aufwand nicht zulassen. Erschwerend wirkt die Datenhoheit der erhebenden (privaten) Feldinstitute, die sich mir der Bereitstellung von nicht-aggregierten Daten schwer tun oder dazu nicht in der Lage sind. Bis heute wurde dem Aspekt von weiterführenden Sekundäranalysen mit Rohdaten kaum Beachtung geschenkt. Einen Forschungsschub hat allerdings die rasante Verbreitung von Internetdiensten ab 2000 ausgelöst, da sich die etablierte Internetforschung nur mit Unterbrüchen entwickelt und institutionalisiert. In der Folge sollen Forschungsberichte, welche Medientrends und sozialen Wandel in der Schweiz thematisieren, vorgestellt werden. Im zweiten und im dritten Teil werden ein soeben abgeschlossenes Aufarbeitungsprojekt und eine Modellauswertung beschrieben.


 (1)Damit sind WEMF (Printnutzung) und MEDIAPULSE (Radio- und Fernsehnutzung) sowie das gemeinsame Projekt NET-METRIX (Internetnutzung) gemeint.

Auf Bundeseben sind das Bundesamt für Statistik (BFS) und das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) mit verschiedenen Grundlagenerhebungen präsent. Das BAKOM betreibt dabei seit vielen Jahren spezielle Medienforschung mit systematischen Analysen der schweizerischer Medienlandschaft und der Radio- und Fernsehprogramme durch namhafte Medienwissenschafter.